Freitag, 25. Januar 2013

Proben für "Music for a While" und ein Brief in der Post

Ein neues Tanzprojekt von Mark Sieczkarek entsteht gerade in Wuppertal. Mark erarbeitet über mehrere Monate mit einer Laienbesetzung  "Music for a While", das im April in Wuppertal und Münster auf die Bühne kommen soll. 
Ein Tanzstück für dreißig Frauen im Alter "40+" und einen nicht mehr jungen Mann. Sie bewegen sich im Raum, suchen sich, gehen an einander vorbei, begegnen sich, bilden eine Gasse, einen Kreis, einen Chor, lösen ihn auf.
Mark beschränkt sich auf seine zurückgenommene, dabei sehr präzise Art im Training und in der Choreografie auf ganz einfache Muster, die keine der Teilnehmerinnen (im Alter bis etwa Mitte sechzig) überfordern. Er lässt ihnen insofern Raum, über die Zeit der Proben in die Schönheit der eigenen und der gemeinsamen Bewegung hinein zu finden.
Ein im Ganzen meditativer Prozess auch für mich, in dem ich gefordert bin, mich anzunähern und dabei so wenig mit Spiegelreflex-Klackklack zu zerhacken wie nur möglich. Reste von Zweifel, ob ich hier nicht doch kamerabehangen in einem frischen Beet herumtrample – ein Königreich für eine Leica!

Heute fand ich dazu einen Brief in der Post, der mich stolz/erleichtert/glücklich macht:

"Lieber Holger,
bevor ich in den Tag starte, wollte ich dir nochmal sagen,
wie schön die Fotos sind, die du geschickt hast!
Wenn du beim Tanzen fotografierst, bekommt man dich kaum mit, also,
es ist, wie wenn du dazugehörst oder mitmachst.
Rosemarie hat uns allen auch schon einen ganze Haufen Bilder geschickt,
und es ist herrlich, wie unbeobachtet sich offensichtlich alle fühlen.
Schöne Bilder! Und nochmal: Danke!
Viele Grüße und einen schönen Tag,
C."








Namaste!

Samstag, 5. Mai 2012

THE FOOL –  Mark Sieczkarek




An diesem Wochenende hatte Mark Sieczkareks neues Stück im Pumpenhaus in Münster Premiere, und am kommenden Freitag (11.5.2012) ist es im Mülheimer Ringlokschuppen zu sehen: THE FOOL –  inspiriert durch die Karte im Tarot, und – wie stets bei Sieczkarek –  durchwoben mit verschlüsselten biografischen Einsprengseln.




Es tanzen Elena Friso, Tsutomu Ozeki, Ricardo Gregianin und Kim Sokolowski.





More Impressions:




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Aus dem Programmheft: "Ein Wanderer auf schmalem Grat, den Blick himmelwärts gerichtet. Absturzbereit und offen für Neues. So wird er im Tarot meist dargestellt, The Fool, der Narr. Diese Figur hat Mark Sieczkarek zu seiner jüngsten Arbeit inspiriert. Die erste von 78 Karten, von denen sich Menschen Erleuchtung versprechen. Ein Lebensspiel für Sucher höheren Sinns. In Sieczkareks Augen ist der Tor ein Reisender ohne Ziel: »Der Weg liegt im Nebel, die Füße wissen nicht, wohin«. Dennoch, der Narr kennt keine Angst. Fühlt sich naiv beschützt, solang er nur seinem Herzen folgt.
Der Choreograph spürt diesem seltsamen Luftgänger in all seinen Facetten mit vier Tänzern nach. Mit der ihm eigenen Spiritualität und Sinnlichkeit. Und einer Eigenschaft, die auch der Mann auf dem Bild besitzt: grenzenloser Offenheit."

Choreografie Mark Sieczkarek
Tanz Elena Friso, Ricardo Gregianin, Tsutomu Ozeki, Kim Sokolowski
Bühnenbild Nouri Rahioui
Bühnenbildassistenz Herbert Otten
Kostüme Sigrid Lachnitt, Mark Sieczkarek
Lichtdesign Jens Piske
Fotografie Holger Krüssmann
Projektleitung Mark Sieczkarek
Produktion Mark Sieczkarek Company
Koproduktion Theater im Pumpenhaus, Ringlockschuppen Mülheim an der Ruhr
Förderer Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, Kulturbüro Wuppertal

Probenbilder aus Wuppertal

 In Schwarz-Weiß - natürlich!






Spielen mit dem Korn:


 

Freitag, 27. April 2012

"Crossover in den Frühling" Philharmonie Essen 25.04.2012

Das Verdienst, die Leute in der Essener Philharmonie schon VOR der Pause von den Stühlen gerissen zu haben, gebührt ohne jeden Zweifel Ron Williams: Nach dem Aufritt von Rapper PE mit 80köpfigem Kinderchor fragte Williams in bester Gospel-Manier: "Wer ist unsere Zukunft und vor wem/für was müssen wir aufstehen? Die Kinder! Die Zukunft! So - please stand up! NOW!" Derlei seelenvolle Momente gab es auf der Gala zugunsten des Notinsel-Projekts des Essener Vereins für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten/VKJ zu erleben.
Die Bilder sprechen für sich - ein vibrierender Abend. Fortsetzung folgt!
In Nachbereitung der Crossover-Konzertgala im Dezember 2011 hatten sich Hannes Schmitz und Igor Albanese entschlossen, ein weiteres Konzert nach dem Muster „A Night at the Proms“ in der Philharmonie Essen zu organisieren. Nach vielfachem Drängen von Gästen der Weihnachts-Gala fiel die Entscheidung nicht schwer.
Fest stand konzeptionell bei „Crossover in den Frühling“ wie schon beim „Konzert in der Weihnachtszeit“, dass Menschen mit ganz unterschiedlichem Geschmack bei dieser Art des Crossover- Konzerts zu einem gemeinsamen hochklassigen Musikerlebnis kommen.
Und genau so war’s in der Essener Philharmonie: Von Klassik über Jazz, Rock und Pop bis Rap wurde das Rad nicht neu erfunden, aber es wurde auf exzellente Art weitergedreht. „Gestandene“ Entertainer trafen auf junge Talente − und es wurde gegroovt und gefeiert „like hell!“
Mein Statement dazu: Solche Abende machen mir Mut!
Ein schöner Kommentar erreichte uns auf derFacebook-Seite von ALBANESE music: „Wer braucht noch ‚A Night at the Proms’?“

Joyce van de Pol

Rapper PE mit dem Ensemble ANTAGORN und dem Kinderchor von SONARE

Groove von Ron Williams

Von den Stühlen noch vor der Pause ...

Pamela Falcon - close up.

Waldo Weathers und Daisiana Lekatompessy

Daisiana Lekatompessy

Albie Donally in der Essner Philharmonie

"Sir" Waldo Weathers

Zed Mitchell aka Zladko Manoilovic

Christian Polus, Gründer der "German Tenors"

Sir Waldo zaubert

Finale 01 (Pemala rocking the House)

Finale 02 - Waldo and Pamela

Finale 03 Daisy, Igor, Joyce and the rest ....


Montag, 23. April 2012

Duisburg - im Dellviertel.


Ein Blick ins Fenster: La vita e bella!

Montag, 2. April 2012

"Ohpsst in Dosen" bei Ricarda Fox

Vier gesetzte Herren gaben am Palmsonntag ein gepflegtes und dabei taufrisch mit Wortwitz serviertes Matinee-Konzert  bei Ricarda Fox, der einzig wahren Salonniere des Ruhrgebiets: "Ohpsst" ist ein multinstrumentales Quartett aus Berlin (Saxofone, Cello, Akkordeon, Gitarren, Posaune), das im Gegenlicht nicht ganz leicht, aber umso "strahlender" zu fotografieren war.
Stiiistisch der Nähe von Piazzola und Oregon zu verorten, war "Ohpsst" (aktuelle CD: "in Dosen") musikalisch-atmosphärisch ein Genuß - ebenso wie der Brunch im Anschluss ein kulinarischer. Erfrischend-lecker!





Meine Favoriten - in klassischem Schwarz-Weiß. 


Als akustische Kostprobe hier eine sehr swingende-be-boppende Nummer von Ohpsst, die das Können der Musiker sehr gut vermittelt und im Titel auch den zitierten Wortwitz beinhaltet.
Immerhin heißt die Nummer "Hektische Antragstellung". 

  

Und auf dem Booklet zur aktuelle CD "Ohpsst in Dosen" finden sich solche textlichen Pretiosen wie die Einführung zum Titel "Befindlichkeiten": "Das unermessliche Feld der Befindlichkeiten ist erst neulich von Ohpsst als Ausdruckaufgabe entdeckt. Der Zweifel hat es in  - auch in unserer Klangfassung: Er kommt, steigt auf, klagt und lastet überdehnt (mit unaufgeslösten Akkorden) von sich hin, bis eine gesangliche Wendung wiederholt lichtvolle Erleichterung zu bringen scheint, aber alles fällt in den dumpf-aggressiven Schlussakkord zurück."
Wohl bekomm's!

Mittwoch, 8. Februar 2012

Deutscher Tanzpreis 2012 im Essener Aalto-Theater

"Da möchte man doch mal Staatstheater sein", entfuhr es einem Szeneveteran aus Essener Kulturkreisen zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises 2012. Das Bayerische Staatsballett war mit über siebzig Tänzerinnen und Tänzern angereist, um sich im Essener Aalto die beiden höchsten Preise abzuholen, die die Tanzwelt in Deutschland alljährlich zu vergeben hat.
Der Deutsche Tanzpreis 2012 ging an der künstlerischen Leiter der Münchner Compagnie Ivan Liska und der "Tanzpreis Zukunft" für die besondere Leistung im künstlerischen Nachwuchs an die am selben Hause tätige Demi-Solistin Gözde Özgür.
Zu den (Lob-)Reden und Preisen (eine bemerkenwerte Rede hielt Wolf Wondratschek für Gözde Özgür) gab es das opulente Repertoire des Staatsballetts in geraffter Auswahl. 
"Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere" von Nacho Duato mit Norbert Graf (r.)

"Die Probe" aus "Der Nussknacker" von Tschaikowski (Choreografie: John Neumeier)

Ilana Werner und Maxim Chashchegorov in "Die Probe"


Da es in einer Ballettgala weit schwerer fällt, diskret zu fotografieren als etwa auf einem Ärzte-Konzert, habe ich mir während der vielen lyrischen Pas-de-deux-Szenen das "Klack-Klack" verkniffen. Mir sind dabei einige schöne Bilder entgangen, beispielweise das hocherotische Cello-Duo mit der Jungpreisträgerin Gözde Özgür (mit einem Malkovich-haft dämonischen Norbert Graf als Cellisten).

Norbert Graf und Gözde Özgür (Schlussbild)
Es ärgerte mich umso mehr, weil ich Wolf Wondratscheks Wahrnehmung, Gözde Özgür im Tanz zu erleben wäre "gefährlich", nur zustimmen kann. Wondratschek sprach in seiner höchst empathischen (nicht emphatischen!) Laudatio die ständig riskierte Berufsunfähigkeit an, der sich TänzerInnen stets aussetzen, um die Illusion der Schwerelosigkeit zu erzeugen.
Er bilanzierte zu schmerzendem Rücken und Blut im Schuh : "Romantisch ist das nicht!" Aber es gäbe auch die positive Variante: "Alles geht gut, was ich Ihnen wünsche: Ihnen, Ihren Knochen und Ihrer Seele!"

Blumen für Gözde Özgür
 Ulrich Roehm ließ es sich nicht nehmen, die Strahlende in der Arm zu nehmen und ihr den Begründungstext des Preises vorzulesen.


Die Preisträgerin strahlt bei der Verlesung.


Ulrich Roehm und Tanzpreisträger Ivan Liska

Enstpannter, weiser, abgeklärter, (selbst-)ironischer wirkte (of course!) demgegenüber der Hauptpreisträger Ivan Liska. Doch dies kam in keiner Weise arrogant über die Rampe, sondern eben - abgeklärt. So wie es der Hauptpreisträger und Chef des Münchner Staatsballett in seinem Auftritt mit Judith Toros vollführte: "The Old Man and Me" von Hans van Manen zur Musik von J.J.Cale, Strawinsky und Mozart. Einfach genial, genial einfach. So wie man mit Tanz nach einer Solo-Karriere im Alter von "60+" nur faszinieren kann.
"The Old Man and Me" - Ivan Liska und Judith Turos
Judith Turos
Standing Ovations im Aalto gab es zum Schluss - na klar! Und einen Preisträger, der seinen Blumenstrauß dem Ensemble mit Verbeugung vor die Füße legte. Man hat's ihm geglaubt!

Schlussbild einer Gala

Ach ja: Essen OB Reinhard Pass gab drehbuchgemäß ein Bekenntnis zur "Tanzstadt Essen in der Tanzlandschaft Ruhrgebiet" ab.



Wen wundert's? Ebenso vorhersehbar wie die Reaktion von Kulturdezernent Andreas Bomheuer auf meine eingangs erwähnte Flachserei in Sachen "Staatstheater".
"Wir haben doch auch was zu bieten!" - Richtig! - Aber gerade eben drum wäre Landesknete als Staatstheater für die Kombination Aalto und Balett und Philharmonie und Schauspiel im Grillo doch nicht verkehrt. Vor ein/zwei Jahren war dieser Gedanke (Scheytts Gedanke?) mal kurz lanciert worden und seither ungehört verhallt.  Nicht zuletzt wäre dieses Konstrukt eine erhebliche Entlastung der Kommune, auch zu Gunsten der von Bomheuer so gern so hoch gehaltenen freien Szene.
Antwort des Dezernenten Bomheuer: "Es wird schwierig, das im Land durchzusetzen!"

Ja nee, iss klah!